Optometrie

Augen, Sehen und visuelle Wahrnehmung

Was ist Optometrie?

International ist „die Optometrie ein unabhängiger, ausgebildeter und geregelter Gesundheitsberuf. Optometristen sind die primären Dienstleister für den Gesundheitsstatus der Augen und des visuellen Systems. Dies beinhaltet die Refraktions- und Korrektionsbestimmung, die Anpassung von Sehhilfen, die Abgrenzung von Augenkrankheiten und die Wiederherstellung normaler Zustände des visuellen Systems.“

World Council of Optometry

Wer macht was in der Augenoptik/Optometrie?

Durch wachsende Sehanforderungen in der multimedialen Welt klagen viele Menschen über Sehbeschwerden wie verschwommenes Sehen, anstrengendes Sehen, Kopf- und Augenschmerzen, trockene Augen.

Durch wachsende Sehanforderungen und eine steigende Lebenserwartung wird eine umfassende Untersuchung des Sehens und die entsprechende Versorgung bei Sehstörungen immer wichtiger, im Besonderen bei älteren Menschen, aber auch bei Kindern.

Doch wer macht so etwas?

Optometristen und spezialisierte Augenoptiker.

In der Augenoptik/Optometrie gibt es verschiedene Qualifikationen, Bezeichnungen und Abschlüsse. Eine Aufstellung mit kurzer Erklärung findet sich rechts.

Master of Science

Hochschulstudium mit akademischem Abschluss M.Sc. in Optometrie, Vision Science oder Klinischer Optometrie

Schwerpunkte: Klinische Optometrie: Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnitts, beidäugiges Sehen Kontaktlinsenanpassung, Kinderoptometrie, Interdisziplinäre Optometrie, Optometrisches Sehfunktionstraining (OSFT, Vision Training/Therapy), Sportoptometrie, Versorgung bei Sehbehinderung (Low Vision)

Bachelor of Science

Hochschulstudium mit akademischem Abschluss B.Sc. in Augenoptik/Optometrie

Schwerpunkte: Optometrie: Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnitts, beidäugiges Sehen, Brillen- und Kontaktlinsenanpassung, Grundlagen Optometrisches Sehfunktionstraining (OSFT), Versorgung bei Sehbehinderung (Low Vision)

Optometrist

International die Berufsbezeichnung für einen Hochschulabschluss, in Deutschland nicht darauf begrenzt:
Akademischer Abschluss B.Sc. oder M.Sc. in Augenoptik/Optometrie oder
Augenoptikermeister/ staatl. geprüfter Augenoptiker mit Weiterbildung zum Optometrist (ZVA, HWK und FH)

Schwerpunkte: Vermessung der Sehschärfe und der Korrektion für eine Sehhilfe, Brillen- und Kontaktlinsenanpassung, Versorgung bei Sehbehinderung sowie optometrische Untersuchung zur Beurteilung von Sehfunktionen und des Gesundheitsstatus der Augen

Interdisziplinärer Optometrist

Bezeichung für einen Optometrist mit Fort- und/oder Weiterbildung im Bereich der Interdisziplinären Optometrie

Schwerpunkte: optometrische Untersuchung zur Beurteilung von Sehfunktionen im Gesamtkomplex Mensch, im Besonderen Untersuchung des beidäugigen Sehens und optometrisches Sehfunktionstraining (OSFT)

Augenoptikermeister und staatlich geprüfter Augenoptiker

Augenoptikermeister: handwerklich orientierte Meisterausbildung in Voll- oder Teilzeit

staatlich geprüfter Augenoptiker: Meisterausbildung an einer öffentlichen Fachschule für Augenoptik mit Meisterbrief

Schwerpunkte: Vermessung der Sehschärfe und Korrektion für eine Sehhilfe, Brillen- und Kontaktlinsenanpassung, Versorgung bei Sehbehinderung (Low Vision), Bearbeitung von Brillengläsern

Augenoptiker(geselle)

handwerklich orientierte Berufsausbildung in der Augenoptik

Schwerpunkte: Beratung und Verkauf zur Anpassung von Brillen, Zentrierung und Einarbeitung von Brillengläsern

Was unterscheidet die klassische Augenoptik/Optometrie von der Interdisziplinären Optometrie?

In der klassischen Augenoptik/Optometrie geht es um visuelle Störungen, die isoliert vom Gesamtsystem Mensch untersucht und nur optisch/optometrisch versorgt werden, z. B. mit Brillen.

In einer interdisziplinären optometrischen Untersuchung werden die Sehfunktionen im Zusammenhang mit anderen Funktionen des Gesamtsystems Mensch untersucht. Damit kann bestimmt werden, welchen Anteil das visuelle System an einer systemischen Störung hat. Daraufhin erfolgt das Management und die Versorgung in Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen.

interprofessionelle Zusammenarbeit

Worum geht es in der Interdisziplinären Optometrie?

„In der Interdisziplinären Optometrie wird der Sehvorgang als komplexer Wahrnehmungsvorgang verstanden, der insbesondere integrative Zusammenhänge in Teilsystemen und im Gesamtsystem Mensch sowie Verhaltensaspekte berücksichtigt.
Dieser Prozess ist dynamisch und wird als Sehverhalten bezeichnet. Hier geht es nicht um die isolierte Betrachtung des visuellen Systems zur Aufnahme und Verarbeitung von visuellen reizen, sondern um die Verbindungen des visuellen Systems zu anderen Sinnessystemen und Strukturen des Organismus, wodurch auf Reize bestimmte Reaktionen entstehen, die sich im Sehverhalten des Menschen widerspiegeln.“ (Friedrich et al.: Interdisziplinäre Optometrie 2019, S. 129)

„Die Interdisziplinäre Optometrie ist eine Disziplin, in der das Sehverhalten und visuelle Störungen wissenschaftlich, systemisch und interdisziplinär betrachtet werden. Kernpunkt der Interdisziplinären Optometrie ist der Ansatz, das das Sehverhalten im Zusammenhang mit anderen Körperfunktionen im Gesamtsystem Mensch zu verstehen ist. Dieser Ansatz beruht auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, die sich aus einer fachübergreifenden Zusammenarbeit der Optometrie mit anderen Fachrichtungen wie z.B. der Neurologie, der Rehabilitation oder der Zahnmedizin ergeben.“ (Friedrich et al.: Interdisziplinäre Optometrie, 2019, S. 129)

„Das individuelle Sehverhalten wird interdisziplinär betrachtet. Die Erweiterung der Perspektive über das visuelle System hinaus erfordert eine fachübergreifende Zusammenarbeit des Optometristen mit anderen Berufsgruppen.
Dabei soll es nicht um die Addition des Wissens der einzelnen Fachdisziplinen gehen, sondern um die Vernetzung dieser.
Besonderer Wert wird auf einen fachübergreifenden Denkansatz gelegt.“ (Friedrich et al.: Interdisziplinäre Optometrie 2019, S. 129)

„Die Interdisziplinäre Optometrie beschäftigt sich mit visuellen Störungen, die im Zusammenhang mit Störungen des gesamten Körpers stehen können, z.B. AD(H)S, LRS, Burnout Syndrom, Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Trauma.
Im Vordergrund stehen dabei nicht Fehlsichtigkeiten, sondern visuelle Störungen aufgrund monokularer und binokularer Störungen von Einzelfunktionen, z.B. Augenbewegung, Akkommodation und Vergenz. Darüber hinaus können auch Wahrnehmungsstörungen (Störung in der Verarbeitung von Sinneseindrücken im Zentralnervensystem) zu einem veränderten Sehverhalten führen, z.B. Probleme in Form- und Gestaltserkennung oder Wahrnehmungsstörungen aufgrund cerebraler Schäden, z.B. bei Entwicklungsstörungen.“ (Friedrich et al.: Interdisziplinäre Optometrie, 2019, S. 129)

„Ziel der Interdisziplinären Optometrie muss es sein, visuelle Störungen zu analysieren und abzuklären, ob deren Ursache im visuellen System (primäre visuelle Ursache) oder in einer anderen Störung des Körpers (sekundäre visuelle Störung) liegt oder aufgrund einer Entwicklungsstörung bzw. -verzögerung auftritt.
Das bedeutet für die optometrische Praxis zusätzlich zur Prüfung der Sehschärfe und Korrektionsbestimmung von Fehlsichtigkeiten eine ausführliche Anamnese unter interdisziplinären Aspekten und weitere Prüfungen zum Sehverhalten durchzuführen, um die mögliche Ursache der Störung und Wechselwirkungen zu analysieren.“ (Friedrich et al.: Interdisziplinäre Optometrie, 2019, S. 130)

Darüber hinaus ist zu beurteilen, ob bei visueller Ursache die Störungen mittels einer optischen Korrektion und/oder Übungen im Rahmen eines individuellen Trainings zu beheben sind und in wieweit eine Einbeziehung anderer Berufsgruppen erfolgen muss.
Bei sekundär auftretenden visuellen Störungen ist zu beurteilen, inwieweit eine optische/optometrische Versorgung zum derzeitigen Zeitpunkt überhaupt sinnvoll ist. Hier sollten die Betroffenen i.d.R. zuerst gezielt an eine oder mehrere andere Fachdisziplinen verwiesen werden, um die Störung ursächlich anzugehen und dann eine optometrische Versorgung vorgenommen werden.“ (Friedrich et al.: Interdisziplinäre Optometrie 2019, S. 130)

Wie kann es zu Störungen des Sehens kommen?

Sehstörungen können genetisch bedingt sein oder erworben werden. Angeborene Sehstörungen sollten ärztlich abgeklärt werden.

Erworbene Sehstörungen können sich bereits bei Kindern entwickeln. Aber auch bei Erwachsenen sind noch Veränderungen von Sehfunktionen möglich. Und im Alter verändert sich das Sehen, z. B. reduziert sich die Schärfeeinstellung der Augen ab dem 40-zigsten Lebensjahr.

Sehstörungen können primär vorhanden sein oder als Folge von anderen Störungen/Erkrankungen auftreten (systemische Störungen). Häufig führen Haltungsstörungen zu visuellen Störungen, z. B. Heterphorie.

Häufig entstehen Sehstörungen bei nicht für die Augen geeigneten Bedingungen, z. B. bei dauerhafter Naharbeit. Verändern sich Sehfunktionen, kommt es zuerst zu einer Funktionsstörung. Wird hier nicht interveniert, kann sich aus der Funktionsstörung eine Funktionserkrankung entwickeln.

Was ist eine Sehstörung?

Es gibt verschiedene Sehstörungen (visuelle Störungen). Häufig bekannt sind Fehlsichtigkeiten. Hier wird das Bild im Auge aufgrund seiner Länge oder seiner brechenden Medien nicht ideal im Auge (auf die Netzhaut) abgebildet. Bei Fehlsichtigkeiten können klassische Brillengläser oder Kontaktlinsen die Abbildung verändern und so ein scharfes Bild erzeugen.

Neben Fehlsichtigkeiten gibt es Sehstörungen, bei denen die Abbildung im Einzelauge gut funktioniert, aber die Zusammenarbeit beider Augen nicht – das sind Binokularstörungen.

Außerdem können bestimmte Sehfunktionen eingeschränkt sein, z. B. das Scharfstellen von Objekten in der Nähe. Das sind Sehfunktionsstörungen.

Eine kurze Erklärung der wichtigsten Sehstörungen findet sich rechts.

 

Ergoptometrie, INTERBILD

Symptome von überanstrengten Augen

  • Schwierigkeit beim Fokussieren, verschwommenes Sehen
  • Schulter-Nackenschmerzen
  • angestrengte, müde Augen
  • unscharf Sehen
  • Doppeltsehen
  • Kopfschmerzen
  • tränende, brennende oder trockene Augen
Fehlsichtigkeiten

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Das Auge ist entweder zu lang oder das Auge bricht das Licht zu stark. Objekte erscheinen in der Ferne unscharf, in der Nähe scharf.

Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Das Auge ist entweder zu kurz oder das Auge bricht das Licht zu wenig. Objekte erscheinen in der Nähe unscharf und in der Ferne scharf.

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)

Bei einer Hornhautverkrümmung wird das Licht nicht gleichmäßig gebrochen, so dass man verzerrt sieht.

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Ca. ab dem 40-zigsten Lebensjahr nimmt die Flexibilität der Augenlinse ab und Objekte in der Nähe erscheinen unscharf.

Sehschwäche/ Schwachsichtigkeit (Amblyopie)

Durch eine gestörte Entwicklung des Sehsystems im Kindesalter kann es zu einer funktionellen Sehschwäche eines (oder auch selten beider Augen) kommen. Typischerweise hat ein Auge eine gute Sehschärfe und das andere Auge eine reduzierte. Daraus kann sich ein Schielen entwickeln, wo dann nicht mehr beide Augen am Sehprozess beteiligt sind.

Störungen der Augenbewegungen

Jedes Auge wird von sechs Augenmuskeln und drei Hirnnerven gesteuert. Nicht immer läuft die Feineinstellung und Koordination beider Augen ideal udn es entstehen Augenbewegungsstörungen wie Motilitätsstörungen, Augenfolgebewegungsstörungen, zusätzliche Blicksprünge (Sakkaden). Störungen der Augenbewegung treten häufig im Kontext mit Motorik-, Haltungs- und Gleichgewichtsstörungen auf.

Störungen in der Einstellung der Sehachsen (Vergenzstörungen)

Bei Betrachtung eines Objektes entstehen normalerweise zwei Bilder, die das Gehirn zu einem Bild zusammenbringt (Fusion). Dafür müssen die Sehachsen beider Augen ideal auf das Objekt ausgerichtet werden.

Vergenzstörungen treten dann auf, wenn die Entfernungseinstellung an einem oder an beiden Augen nicht der tatsächlichen Entfernung entspricht.

Die häufigste Vergenzstörung ist eine Heterophorie. Hier werden die beiden Einzelbilder nicht ideal fusioniert bzw. können nur unter zusätzlicher Kompensation als ein Bild wahrgenommen werden. Dies führt häufig zu Anstrengungsbeschwerden. Die Phorie kann nur in der Ferne, nur in der Nähe oder in Ferne und Nähe auftreten.

Der Begriff Winkelfehlsichtigkeit ist fachlich falsch, weil es sich nicht um eine Fehlsichtigkeit (an einem Auge), sondern um ein Problem in der Zusammenarbeit beider Augen handelt (Binokularstörung).

Störungen in der Einstellung der Schärfe (Akkommodationsstörungen)

Um Objekte in unterschiedlichen Entfernungen scharf zu sehen, kann die Augenlinse ihre Brechkraft verändern. Sie wölbt sich normalerweise beim Blick in die Nähe stärker (Akkommodation) als bei Blick in die Ferne (Desakkommodation).

Wird die Augenlinse nicht richtig angesteuert, erscheint das Bild auf der Netzhaut unscharf. Das ist dann keine Fehlsichtigkeit, sondern eine Akkommodationsstörung.

Schielen (Strabismus)

Wenn die Augen nicht gut zusammenarbeiten, liegt eine  Koordinationsstörung vor. Beim Schielen werden die Augen nicht auf einen Punkt ausgerichtet, sondern nur ein Auge fixiert und das andere Auge hat eine abweichende Sehachse (manifestes Schielen, Strabismus, Heterotropie). Es gibt verschiedene Strabismusformen. So etwas kann z. B. entstehen, wenn die Sehschärfe auf einem Auge geringer ist als auf dem anderen Auge (Amblyopie) oder wenn ein oder mehrere Augenmuskeln nicht optimal arbeiten.

visuelle Wahrnehmungsstörungen

Bei einer visuellen Wahrnehmungsstörung funktionieren die Augen im Sinne einer Kamera (Abbildung auf der Netzhaut ist in Ordnung), aber die Verarbeitung der Informationen ist eingeschränkt. Typische visuelle Wahrnehmungsstörungen sind z. B. Störungen der visuellen Formerkennung, der Unterscheidung von Objekten zwischen Vorder- und Hintergrund oder der Augen-Hand-Koordination. 

Computer Vision Syndrom

Das Computer Vision Syndrom entsteht durch zu lange Nutzungszeiten von digitalen Medien (digitaler Sehstress). Die Augen werden zu stark beansprucht, wenn wir längere Zeit auf einem Bildschirm/Display schauen. Dabei reduzieren sich die Augenbewegungen, weil die Monitore/Displays nur eine geringe Größe haben und i.d.R. in einem festen Abstand verwendet werden (Augenbewegungsstörungen). Außerdem reduziert sich unbewusst die Lidschlagfrequenz, so dass die Augen weniger befeuchtet werden (Trockenes Auge). Weiterhin kann es zu Vergenz- und Akkommodationsstörungen kommen.

Das Computer-Vision-Syndrom tritt als Komplex auf, d. h. die es sind nicht die Augen allein betroffen. Typisch sind Nacken-Schulter-Beschwerden.

Was beinhaltet die
optometrische Untersuchung?

Die optometrische Untersuchung ist eine umfassende Untersuchung des Sehsystems. Es handelt sich also nicht nur um einen Sehtest, wie scharf beide Augen einzeln sehen (Sehschärfe), sondern um die Prüfung verschiedener Sehfunktionen, z. B die Zusammenarbeit beider Augen, die Schärfeeinstellung oder das Gesichtsfeld. Damit geht es in der optometrischen Untersuchung um die Bestimmung der visuellen Leistungsfähigkeit und um das Prüfen auf Auffälligkeiten.

 

Zertifikatskurs Binokularsehen, JenALL/ EAH Jena, Dr. Michaela Friedrich

Was beinhaltet die interdisziplinäre optometrische Untersuchung?

Die interdisziplinäre optometrische Untersuchung ist eine umfassende Untersuchung des Sehsystems mit Bezug zum Gesamtsystem Mensch. Es werden Sehfunktionen und das Sehverhaltens in Hinblick auf systemische Störungen geprüft. Damit geht es in der interdisziplinären optometrischen Untersuchung um die Bestimmung der (visuellen) Leistungsfähigkeit und um die Wechselwirkungen des Sehsystems und anderen Teilsystemen. So kann z. B. ein Gleichgewichtstest erfolgen oder eine Haltungsanalyse zur Versorgung mit einer Brille am Bildschirmarbeitsplatz.

Zertifikatskurs Binokularsehen, EAH Jena/ JenALL

Welche einfachen Teste sollte ein Berufsfremder durchführen um festzustellen, ob ein Patient/Klient eine optometrische Untersuchung braucht?

Cover-Test:
Prüfung auf Schielen

  • in Ferne und Nähe durchführen
  • ein Objekt, z. B. Kugelschreiber in Nähe, anschauen lassen
  • ein Auge abdecken mit der Hand abdecken
  • Gegenauge beobachten, ob eine (Einstell-)Bewegung zu erkennen ist
  • wenn ja: Verdacht auf Schielen
    –> Empfehlung optometrische Untersuchung

Uncover-Test:
Prüfung auf Phorie

  • in Ferne und Nähe durchführen
  • ein Objekt, z. B. Kugelschreiber in Nähe, anschauen lassen
  • ein Auge mit der Hand abdecken
  • Hand wieder wegnehmen und Augen beim Aufdecken beobachten, ob eine (Einstell-)Bewegung zu erkennen ist
  • wenn ja: Verdacht auf (Hetero)Phorie
    –> Empfehlung optometrische Untersuchung

Naheinstellung
Konvergenznahpunkt: NPC

  • ein Objekt, z. B. Kugelschreiber, in 60 cm Entfernung vor den Augen positionieren
  • Frage: ist das Objekt einmal zu sehen?
    wenn ja –> weiter
    wenn nein –> Abstand vergrößern
  • Objekt langsam und gleichmäßig auf den Nasenrücken zubewegen bis die Testperson angibt, dass sie das Objekt zweimal sieht
  • Abstand Augen – Objekt mehr als 10 cm: Verdacht auf eingeschränkte Konvergenz –> Empfehlung optometrische Untersuchung

Versorgung und Management in der Optometrie

 

optisch und optometrische Maßnahmen

Neben der klassischen Versorgung mit Brillengläsern bei Fehlsichtigkeiten gibt es verschiedene optische und optometrische Maßnahmen, die bei Sehstörungen eingesetzt werden können.

passiv: Symptomatisch können z. B. bei Binokularstörungen prismatische Brillengläser zum Einsatz kommen, um die Lichtablenkung zu verändern.

aktiv: Mit einem Training können Funktionsstörungen reduziert bzw. eleminiert werden, indem aktiv die Zusammenarbeit beider Augen trainiert wird, da Sehen ein erlernter Prozess ist.

  • Korrektion von Fehlsichtigkeiten mit Brillengläsern und Kontaktlinsen
  • spezielle Brillengläser, z. B. Nahunterstützung bei Akkommodationsstörungen, prismatische Brillengläser bei Vergenzstörungen, Bildschirmarbeitsplatzgläser bei Computer Vision Syndrom, Filter- und Sonnenschutzgläser zur Reduktion von Blendung
  • Sondersehhilfen bei Sehbehinderung (Low Vision)
  • optometrisches Sehfunktionstraining (OSFT) bei Augenbewegungs-, Vergenz- und Akkommodationsstörungen

Beratung

  • Sitzhaltung und Arbeitsabstand
  • Schreib- und Stifthaltung
  • Beleuchtung
  • Digitale Medien: entspannt Sehen am Bildschirm/Display in der Schule und am Arbeitsplatz (Bildschirmarbeitsplatz)
OSFT: Fusionstraining, Dr. Michaela Friedrich, EAH Jena/JenALL

Wo können Sie etwas oder mehr zur Interdisziplinären Optometrie lernen?

Fachliteratur

Fortbildungen

Prof. Dr. Stephan Degle, EAH Jena

Wir respektieren die Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus aller Geschlechter. In gesprochener und geschriebener Sprache nutzen wir auf unseren Internetseiten alle Bezeichnungen der Einfachheit halber nur in einer Form. Sie gelten gleich für männlich, weiblich und divers.

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